WoWi 4.0: Zusammenfassung der Veranstaltung am 12.07.2022

Kriegsbedingt haben sich die Aspekte der Klima-Transformation in Wohnungsunternehmen von der Anlageneffizienz auf die Energieträger und damit die Dekarbonisierung verschoben. Das wurde in der Agenda der Webkonferenz „WoWi 4.0“ am 12.07.2022 zu den Themen CO2-Fußabdruck, ESG, Submetering, UVI, Smart Meter Gateways und der Energieeffizienz von Anlagen deutlich. Wie in einem Brennglas verstärkt sich der Handlungsdruck zu CO2-reduzierenden Aktivitäten in Quartieren. Die Fristen zum Ersatz von Öl und Gas, zur optimierten Fahrweise der Anlagen sind brutal verkürzt. Konkrete Aktivitäten zur zügigen Umsetzung wurden vorgestellt und im Detail unter den Teilnehmern ausgetauscht. Die Barrieren zum Einstieg wurden identifiziert; Strategien zur zielgerichteten und energischen Vorgehen vorgestellt und diskutiert.

In der Themeneinführung verdeutlichte Jörg Lorenz die unterschiedlichen Begrifflichkeiten der Gateways und Smart Meter Gateways im Kontext zu Anwendungsthemen anhand einer umfassenden grafischen Darstellung des „Cloud“-Komplexes in der Wohnungswirtschaft:

Um die Komplexität aufzulösen und die je Unternehmen unterschiedlichen Zielstellungen besser fokussieren zu können, wurden den allgemeinen Themen der Cloud-Konzeption und der ESG-Fokussierung in entsprechende Einzelthemen wie „HKVo und UVI“, der Nutzung eines autarken, digitalen Ökosystems, der Umsetzung der ab 2026 zwingend geforderten BSI-Konformität im Submetering, dem Dekarbonisierungs-Thema der CO2-neutralen Energieerzeugung und dem aktuell so dringend benötigten Einbezug der Mieter in das individuelle Energiesparen unterteilt.

Notwendige Folgeprojekte im Sinne der langjähriger Aktivitäten zu gering investiven Maßnahmen der Anlageneffizienz brachte gleich der erste Referent auf den Punkt und machte die Folgen des Krieges auf den Alltag in Wohnungsunternehmen schonungslos deutlich: Siegfried Rehberg, Vorstandsvorsitzender des Innovationszentrums Bau und ehemaliger „Leiter Technik“ im Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen BBU skizzierte aktuell notwendige Aktivitäten für die Zukunftsgestaltung: Voraussetzung zur Senkung des CO2-Fußabdrucks ist die detaillierte Aufnahme aller Anlagen, ihrer Parameter, Fahrweisen, die Optionen zur Dekarbonisierung und Heranführung an ein straffes digital gestütztes Management.

Professor Dr. Ingo Sass vom Deutschen GeoForschungsZentrum Potsdam GFZ präsentierte überraschende Fakten zu den umfassenden Optionen der Geothermie. Bis zu 1/3 der Energie-Importe für die Heizwärme in deutschen Wohnquartieren und Einzelgebäuden können durch diese Technologie ersetzt werden. Zügig, mit vorhandener Technik und Know-How. Das hätte schon früher von der Politik gefördert und fokussiert werden können, doch diese Wahrheit über die frühere einseitige Fokussierung auf fossile Energieträger lautet: „wie war es doch bei alledem, einst so überaus bequem“ (frei nach Wilhelm Busch).

Die Optimierungs-Anstrengungen zur sofortigen Verbesserung der Anlageneffizienz und die hier beispielhaft vorgestellten, sofort erschließbaren Ersatzmengen importierter Energieträger ergeben zusammen die „Zangenbewegung“ zur Orientierung auf Nullemissions-Quartiere.

Wie die konsequente Anlagenoptimierung funktioniert, erläuterte Karin Lösch von der GBG-Tochtergesellschaft „ServiceHaus GmbH“ aus Mannheim anhand des Plakat-Updates von 2021:

Beispielhafte Aktivitäten zur Erschließung der Anlagen-Effizienzen im Bestand, Quelle: ServiceHaus Mannheim, metr., Shutterstock

Dr. Kai Hielscher, Leiter der Geschäftsstelle Reallabore im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, erläuterte die Zielstellung der Reallabore aus Sicht des BMWK: Die reale Praxis soll abgebildet und mutige Schritte in Pilotierungen unterstützt werden, auch wenn gesetzliche Regelungen in Frage gestellt und in Experiment-Form alternativ ausgestaltet werden. Hier lag auch die Begründung, warum die Wohnungswirtschaft in diesem Jahr eine Anerkennung als „ausgezeichnetes Reallabor“ erhielt. Laut Dr. Hielscher waren die erfolgreichen frühen Experimente mit KI und Smart Meter Gateways sozusagen das Sahnehäubchen bei der Bewertung der zahlreichen Bewerbungs-Einsendungen zum Wettbewerb „Rückblicke“. In der Zukunft soll dies noch verstärkt in den „Reallaboren der Energiewende“ gefördert werden.

Zum Einstieg in die erkennbaren notwendigen Aktivitäten aus Anlageneffizienz und Dekarbonisierung kann die Wohnungswirtschaft alle Unterstützungen zur Senkung der Barrieren gut gebrauchen. Daher wurden zunächst zwei Hilfsmittel vorgestellt, um genau diesen Einstieg, oder auch die Verstärkung begonnener Projekte zu vereinfachen, zu unterstützen und mit kurzfristig wirksamen Ergebnissen zu fördern:

Unser Netzwerk bietet einen Gutschein über die kostenfreie Durchführung eines einstündigen Einstiegs-Workshops mit allen relevanten Abteilungen je Unternehmen an und denkt die Folgeaktivitäten zur Vertiefung bis zu ausschreibungsfähigen Inhalten konsequent durch:

Sofort-Einstieg mit erfahrenen Partnern unseres Mitgliedes DSC Consulting

Auch für den nächsten Schritt der Umsetzung eines straff geführten Energie-Monitorings hat sich das Netzwerk einen vereinfachten Einstieg ausgedacht: Es können zwei beliebige MFH-Anlagen aufgenommen und in einer ersten Cloud-Abbildung den Wohnungsunternehmen zur Verfügung gestellt werden. Ermöglicht wird dies durch ein bundesweit gültiges Angebot zur pilothaften Anwendung von der Grundaufnahme bis zur Aufschaltung in die Cloud, die dann offen und herstellerunabhängig weiter geführt werden kann:

Praxisgerechte Umsetzung für die Erfassung und verwaltung von Energiedaten und -anlagen in der unternehmenseigenen autarken Cloud

Weitere Unterstützungs-Maßnahmen sind geplant; z.B. zur temporären Bereitstellung von Projektmanagement-Kapazitäten. So können Zeiten zur Ausbildung neuer Fachkräfte überbrückt werden. Denkbar sind auch Rahmenverträge über Hardware wie geeignete und geprüfte Gateways, CLS-Schnittstellen, Smart Meter Gateways etc.

So kann nach der Identifikation vorhandener Barrieren dennoch ein kurzfristiger Einstieg in autarke Cloud-Strukturen mit festen Effizienz-Zielen gelingen.

Der Austausch innerhalb der Wohnungswirtschaft wird weiter mit Expertise und Web-Meetings fortgeführt. Dazu wird das Projekt „WohnZukunft“ in Kürze mit eigenem Web-Auftritt und Initiativen zur Duplizierung der Projekterfolge in Erscheinung treten und die positive Dynamik und „Energie“ der Tagung am 12.07. fortsetzen. Der Austausch mit Plakaten und Vorträgen wohnungswirtschaftlicher best-practice-Beispiele wird im gleichen Rahmen fortgesetzt.